Doppelmord an Bärbel Barnkow und Ingrid Remmers

Der Doppelmord von Bremerhaven und Bremen

In der Nacht vom 4. auf den 5. September 1991 ereigneten sich zwei Morde: Innerhalb weniger Stunden wurden zwei Frauen durch präzise Kopfschüsse hingerichtet – erst Bärbel Barnkow (45) in Bremerhaven, dann Ingrid Remmers (42) in Bremen – beide mit derselben Pistole des belgischen Herstellers FN, Kaliber 7,65, erschossen. Mehr als 30 Jahre später sind die Taten noch immer ungelöst – Parallelen zu den so genannten Göhrde-Doppelmorden werfen jedoch die Frage auf: Könnte auch Kurt-Werner Wichmann der Täter gewesen sein? Gab es vielleicht sogar noch einen unbekannten Mittäter?

Bärbel Barnkow und Ingrid Remmers

Die Spätschicht von Bärbel Barnkow endet regulär um 20:30 Uhr. Sie ist Krankenschwester im Krankenhaus „Am Bürgerpark“ Bremerhaven. Ihr Auto stand am 4. September 1991 direkt am Krankenhaus auf dem Besucherparkplatz. Vielleicht saß ihr Mörder schon im Wagen oder er lauerte ihr im Gebüsch auf, als sie gegen 21 Uhr losfahren will. Er hielt ihr die Pistole an die rechte Wange, bevor er abdrückt. Zeugen hörten zwischen 21:10 und 21:30 Uhr einen lauten Knall. Um 22:50 Uhr wurde sie blutüberströmt und bewusstlos auf dem Beifahrersitz ihres Autos entdeckt. Nach 40 Stunden im Koma erlag sie ihren Verletzungen.

Ingrid Remmers hatte an dem Abend ihren Geliebten in Nienburg besucht. Ihr Ehemann wusste von dieser Affäre. Als sie in der Nacht nach Bremen zurückkehrte, wurde sie auf dem Parkplatz des Arbeitsamtes in Bremen mit einem gezielten Kopfschuss getötet und auf den Rücksitz ihres Renault verfrachtet, mit dem Gesicht nach unten, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie wurde am 6. September 1991 entdeckt.

Die Tatwaffe: Eine belgische FN-Browning

Beide Frauen wurden mit derselben Tatwaffe getötet: einer belgischen FN Browning Modell 1910 oder 10/22 , Kaliber 7,65. Die Waffe wurde nie gefunden. Die präzise Tatbegehung deutet auf einen geübten und erfahrenen Schützen hin.

Ein geplanter Autodiebstahl?

Die Polizei in Bremerhaven glaubte zunächst, den Täter schnell gefasst zu haben: Frank D., ein 20-jähriger notorischer Autodieb, hatte zur Tatzeit einen Audi 80 gestohlen, der später in Nienburg – in der Nähe von Ingrid Remmers‘ letztem Aufenthaltsort vor ihrem Tod – wieder auftauchte. Nach andauerndem, massivem Verhördruck gestand Frank D. beide Morde, widerrief jedoch sein Geständnis drei Tage später.

Das Geständnis war voller Widersprüche: Frank D. behauptete, Bärbel Barnkows Handtasche auf der Autobahn weggeworfen zu haben – sie wurde jedoch in einem Garten nahe dem Tatort gefunden. Er nannte ein nicht existierendes Waffenversteck und wusste offenbar nichts von den zwei am Tatort zurückgelassenen Sportjacken, die nur dem Täter (oder Tätern) gehören konnten. Kurz: ihm fehlte das, was die Polizei als Täterwissen bezeichnet. Und obwohl die Ermittlungen 1992 gegen ihn eingestellt wurden, glaubte die Polizei weiterhin an seine Schuld.

Ein erfahrener Ermittler in diesem Fall sagte, es sei das schlechteste Geständnis, welches er in seiner gesamten Laufbahn als Polizist jemals gelesen habe. Die Polizei in Bremen hatte sowieso einen anderen Täter unter Verdacht: den Ehemann (wie schon bei den Göhrde-Morden).

Der Ehemann als Mörder

Dem Ehemann von Ingrid Remmers warf die Polizei vor, seine Frau ermordet zu haben, um sie für ihre Affäre zu bestrafen, während Bärbel Barnkow nur ein Zufallsopfer gewesen sei, um das Motiv des zweiten Mordes zu verschleiern (ähnlich der Tatortfolge: Rot – rot – tot).

Der Vorwurf eines erfahrenen Ermittlers: Die Kollegen hätten sich hier komplett verrannt und die Ermittlungen in die falsche Richtung gelenkt – und den richtigen Täter dadurch völlig aus den Augen verloren.

Deutliche Parallelen zu den Göhrde-Morden

Die Ähnlichkeiten zwischen dem Doppelmord von 1991 und den zwei Göhrde-Doppelmorden von 1989 sind bemerkenswert:

  • Zeitliche Nähe: Beide Mordserien ereigneten sich im Abstand von nur zwei Jahren im selben geografischen Raum in Norddeutschland. Wie bei den Göhrde-Morden wurden auch hier zwei Taten innerhalb weniger Stunden begangen.
  • Räumliche Nähe: Bremerhaven liegt ca. 120 Kilometer nordwestlich von Lüneburg, der Operationsbasis von Kurt-Werner Wichmann.
  • Präzise Tötungsmethode: Die Göhrde-Mordopfer wurden wie auch Bärbel Barnkow sowie Ingrid Remmers durch gezielte Kopfschüsse getötet, allerdings nicht mit derselben Waffe.
  • Keine Vergewaltigung: Obwohl beide Mordserien Frauen betrafen, zeigten die Leichen keine Anzeichen sexueller Gewalt – ein Muster, das auch für Kurt-Werner Wichmann charakteristisch war.
  • Spurenarmut: Beide Tatserien hinterließen erstaunlich wenige verwertbare Spuren, was auf einen sehr erfahrenen sowie methodisch agierenden Täter hindeutet.
  • Hundehaare: In den Göhrde-Fahrzeugen und denen dieses Doppelmordes wurden jedoch Hundehaare sichergestellt, die keinem Tier zugeordnet werden konnten, zu denen die Familien Kontakt hatten. Im Fall Barnkow ging ein BKA-Ermittler von einem Schäferhund aus. Wichmann hatte einen Schäferhund mit Namen „Rex“.

Phantombild im Mordfall Bärbel Barnkow und Ingrid Remmers (Kopfschuss-Morde in Bremen und Bremerhaven)
Die Kopfschussmorde an Bärbel Barnkow und Ingrid Remmers (Foto: NZ)

Hatte Kurt-Werner Wichmann einen Mittäter?

Vieles deutet darauf hin, dass Kurt-Werner Wichmann die Taten nicht allein begangen haben könnte. In der Göhrde waren es die logistisch aufwendigen Fahrzeugbewegungen – bei dem Doppelmord an Bärbel Barnkow und Ingrid Remmers könnten die zwei aufgefundenen Jacken und das Phantombild auf einen zweiten Täter hindeuten.

Kaltblütigkeit und Präzision

Die kaltblütige Präzision der Bremerhaven/Bremen-Morde deutet auf einen Täter hin, der schon Erfahrung mit Tötungen hatte. Die schnelle Aufeinanderfolge dieser Taten innerhalb einer Nacht zeigt die gleiche Kaltblütigkeit, die bei den Göhrde-Morden auffiel, bei der der zweite Doppelmord erfolgte, während die Polizei nur 800 Meter entfernt den ersten Tatort untersuchte. Bei den Kopfschussmorden war es dagegen die Bankkarte von Bärbel Barnkow, die der Täter gezielt am zweiten Tatort platzierte, um deutlich zu demonstrieren, dass die beiden Taten zusammengehören.

Der wesentliche Unterschied: die Tatwaffe

Der wesentliche Unterschied zu den Göhrde-Morden liegt in der verwendeten Waffe. Während dort Kleinkaliber-Gewehre (5,6 mm) zum Einsatz kamen, wurde 1991 eine Pistole im Kaliber 7,65 verwendet. Dies könnte jedoch auf Wichmanns Anpassungsfähigkeit hindeuten – er besaß nachweislich ein umfangreiches Waffenarsenal und konnte je nach Situation seine Ausrüstung wechseln. Naheliegend ist ebenfalls, dass er sich nach den Göhrde-Morden der Tatwaffe entledigte, um das zentrale Beweismittel zu vernichten.

Ungeklärte Fragen und fehlende Beweise

Trotz der auffälligen Parallelen gibt es bisher keine direkten Beweise für die Täterschaft von Kurt-Werner Wichmann bei den Doppelmorden 1991, was allerdings auch an der Einseitigkeit aller Ermittlungen liegt. DNA-Spuren, die bislang geprüft wurden, konnten gar keinen Treffer zeigen, weil das DNA-Profil von Kurt-Werner Wichmann wahrscheinlich nicht in der bundesweiten DNA-Analysedatei gespeichert ist, sondern bei der EG Göhrde in Lüneburg explizit angefragt werden muss.


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